Die Geschichte der Thermen - Teil 5: Die Thermalbäder werden mondän
Die Aufklärung reformierte nicht nur das Denken des Menschen sondern auch die Medizin und die Ideen über Gesundheit und Hygiene. Im 18. Jahrhundert wurde die Balneologie (von griech.: balaneion „Bad, Badeanstalt“), die Lehre von der therapeutischen Anwendung natürlicher Heilquellen in Form von Bädern, Trinkkuren und Inhalationen, rasch populär. Bade- und Trinkkuren standen im Mittelpunkt dieser balneologischen Forschungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigten die heilende Wirkung von Mineralstoffen und Spurenelementen. In Österreich war Johann Ritter von Oppolzer, Arzt, Wissenschaftler und Rektor der Universität Wien, einer der größten Förderer dieser neuen Therapieform. Ärzte ließen sich an den Badeorten nieder und untersuchten die dortigen Quellen auf ihre chemische Zusammensetzung.
Foto: © „Johann Oppolzer Litho“ von Eduard Kaiser - Public domain über Wikimedia Commons.
Der Adel trifft sich in der Therme – und feiert
Die balneologischen Untersuchungen führten bald zu einem europäischen Wettstreit der Thermen, die sich mit den besten Werten ihrer Mineralquellen zu übertrumpfen versuchten. Um neue und vor allem finanzkräftige Gäste zu akquirieren wurde viel in ein aufwändiges gesellschaftliches Rahmenprogramm investiert. Neben der Frage der Gesundheit stand daher auch die Unterhaltung der Kurgäste zunehmend im Vordergrund. Luxushotels, Kasinos und gesellschaftliche Rahmenprogramme sollten einen mondänen Kuraufenthalt garantieren. Im englischen Bath, im 18. Jahrhundert der größte Badeort Europas, beschäftigte man einen eigenen Zeremonienmeister, der den Titel „König von Bath“ führte und für den geregelten Ablauf des gesellschaftlichen Lebens zuständig war.
Ende des 17. Jahrhundert entstand eine eigene Bäderarchitektur, die Anfang des 19. Jahrhunderts zur Hochblüte gelangte. Namhafte Architekten der Zeit schufen ab 1800 großzügige Badeanlagen, Kurhäuser, Luxushotels, Kolonnaden, Flaniermeilen, Trinkbrunnen im Stil der Antike, aufwendige Kurparks, Promenadencafés und Musikpavillons. Oft wurden sogar, wie in Baden, Theater- und Operettenhäuser, Pferderennbahnen und Spielcasinos erbaut. Viele dieser bauhistorischen Juwelen der Bäderarchitektur haben die Zeiten überdauert und zeugen heute noch von einer ruhmreichen Vergangenheit.
Foto: © „Casinobaden“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Die Kaiser beehren die Thermen
Äußerst segensreich für ein Thermalbad war die Anwesenheit kaiserlich-königlicher Familien. Wer verbindet nicht Baden bei Wien mit Kaiser Franz I, der von 1796 bis 1834 jeden Sommer in Baden verbrachte. Und natürlich Bad Ischl, das den Habsburgern, so wird behauptet, sogar die Erbfolge garantierte.
Foto: © „Kaiservilla Vorderansicht“ von Sigmunds - Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Die Heilkraft der Ischler Salzquellen war schon zu Kaiser Maximilians Zeit bekannt. Und auf sie soll auch Erzherzogin Sophie geschworen haben. Nach zuerst einigen Fehlgeburten und anschließend mehreren Kuraufenthalten in Ischl brachte sie Franz Joseph und danach noch vier Kinder zur Welt. Kaiser Franz Joseph selbst verbrachte 83 seiner 86 Sommer in Bad Ischl.
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