Die Geschichte der Thermen - Teil 7: Bauernbäder
Der Adel und das gut situierte Bürgertum liebten die aufwändigen Thermenanlagen. Für die breite Masse war ein Aufenthalt in der Therme aber unerschwinglich. Allein die Reisen damals waren mit hohen Kosten verbunden, die die einfache Bevölkerung nicht aufbringen konnte. Vor allem in Tirol und Kärntens entstanden daher schon ab dem 18. Jahrhundert so genannte Bauernbäder.
122 Bauernbäder in Tirol
Das waren kleine Bäder, die über eine hauseigene Mineral- oder Schwefelquelle verfügten und in denen die Bauern der Umgebung ihre Leiden kurierten. 1830 waren allein in Tirol (Nord- und Südtirol) 122 Bäder in Betrieb. Die Ausstattung dieser Bauernbäder war sehr primitiv und bestand im Wesentlichen aus einem Badehaus, in dem etliche mit Brettern bedeckte Wannen standen, aus denen nur der Kopf des Badenden herausragte. Wer für eine tägliche Badefahrt zu weit entfernt wohnte, konnte auch an Ort und Stelle logieren, wobei meist nur ein Schlafplatz in Anspruch genommen wurde. Als Unterkunft dienten den Gästen hölzerne Verschläge, die kaum größer waren als Klosterzellen und auch so eingerichtet waren. Für regelmäßige Gottesdienste gab es eine Kapelle. Aber auch an Unterhaltung fehlte es nicht. Jedes Bauernbad verfügte über ein Gasthaus mit Kegelbahn.
Foto: © Tourismusverband Bad Kleinkirchheim
Tratschen und Hochzeiten feiern
Die einheimische Landbevölkerung besuchte die Bauernbäder oft und gerne, reiste mit dem Pferdefuhrwerk an und erhoffte sich Heilung oder wenigstens Linderung ihrer vorwiegend rheumatischen Beschwerden. Bauernbäder waren auch ein gesellschaftliches Ereignis. Hier traf man sich und tauschte Erfahrungen aus. Größere Einladungen wurden gegeben und angenommen, Hochzeiten gefeiert und auch ohne unmittelbares Kranksein etwas für die Gesundheit getan. Es gab bäuerliche Eheverträge, in denen mit der Mitgift der Braut der Anspruch auf regelmäßige Badekuren für die zukünftige Bäuerin festgelegt wurde.
Foto: © "Bauernhochzeit" by Nicolaus Solis - Werner Rösner: Bauern im Mittelalter. Public Domain über Wikimedia Commons.
Gut für die Bosheit der Weiber
Nicht nur die mondänen Thermalbäder sondern auch die Bauernbädern verdankten ihre Beliebtheit im 19. Jh. dem Fortschritt der Naturwissenschaften. Denn nun war es möglich, die Quellen, die bis auf wenige Ausnahmen kaltes Wasser führten, auf heilkräftige Mineralien hin zu untersuchen. So sollen die Quellen gegen alles Mögliche gut gewesen sein, wie Unterleibsbeschwerden, Krätze, Ausschlag und Rheuma. Eine 1848 angestellte Untersuchung der österreichischen Heilquellen kam sogar zu dem Schluss, dass einige Tiroler Bäder „gut für die Bosheit der Weiber“ gewesen seien.
Foto: © „Nockberge Karlbad“ von JOADL - Lizenziert unter CC-BY-SA-3.0-at über Wikimedia Commons.
Viele der Wildbäder sind mittlerweile abgekommen. Einige jedoch haben sich erhalten, wie etwas das „warme Bad“ bei Villach, das seit über 200 Jahren in Betrieb ist.
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